
Warum Leere zum kreativen Prozess gehört.
Wir leben in einer Welt, die das Laute, das Füllende, das Fertige feiert.
Aber was passiert eigentlich zwischen zwei Gedanken?
Zwischen zwei Pinselstrichen?
Oder zwischen zwei Lebensphasen?
Für mich beginnt genau dort der spannendste Teil des kreativen Prozesses: im Zwischenraum.
In der Leere. In dem, was (noch) nicht sichtbar ist.
Leere ist nicht Nichts
Wenn ich male, gibt es oft diesen Moment, in dem ich innehalte. Nicht, weil ich nicht weiterweiß, sondern weil da ein stiller Raum entsteht, der gehört werden will. Diese Pause ist kein Vakuum. Sie ist voll, voll von Möglichkeiten, von Ahnungen, von innerem Tasten.
Leere ist nicht Nichts, sie ist ein offener Denkraum.
In meiner Serie Zwischenraum beschäftige ich mich genau mit diesem Thema:
Was liegt zwischen Himmel und Erde?
Zwischen Zweifel und Vertrauen?
Zwischen Loslassen und Neuanfang?
In diesen offenen Momenten steckt für mich eine schöpferische Kraft, die oft mehr trägt als das, was laut und klar daherkommt.
Was nicht sichtbar ist, spricht leise – aber deutlich
Ob in der Kunst oder im Leben: Nicht alles muss benannt oder dargestellt werden, um Bedeutung zu haben.
Ein leerer Bildbereich, eine bewusste Lücke, ein stiller Farbübergang kann mehr erzählen als jeder Gegenstand.
Diese Leere fordert den Betrachter heraus: Sie lässt Raum für eigene Assoziationen, für persönliche Deutungen.
Das Unausgesprochene spricht, wenn wir bereit sind, zuzuhören.
Zwischen Gedanke und Pinselstrich
Vielleicht kennst du das:
Ein Bild ist im Kopf schon da, aber der Weg auf die Leinwand ist noch nicht klar.
Ich arbeite intuitiv planlos, bewusst ohne Skizze, weil ich diesen Zwischenraum zwischen Innenbild und Umsetzung als inspirativ empfinde. Da passiert etwas. Etwas Unplanbares, das ich nicht kontrollieren, sondern nur einladen kann.
Es ist wie ein Schwebezustand: Ich sehe noch nichts, aber ich spüre, dass etwas entsteht.
Schweigen als schöpferische Kraft
Auch im Alltag vergessen wir oft, dass Leere nährt.
Dass Unterbrechung Wachstum zulässt.
Dass Schweigen heilsam sein kann. In einer Zeit, in der alles bewertet, gepostet und permanent produziert wird, wirkt eine schöpferische Pause fast subversiv. Und genau deshalb ist sie so wichtig.
Ich habe gelernt: Kreativität braucht nicht nur Impulse. Sie braucht auch Raum.
Raum zum Denken, Raum zum Fühlen.
Raum zum Nicht-Wissen.
Und manchmal auch einfach Raum zum Stillsein.
Fazit: Der Zwischenraum ist nicht leer. Er ist lebendig.
Wenn ich male, lasse ich Platz für das, was sich zeigen will. Und manchmal ist das eben nicht Farbe, sondern Stille. Keine Form, sondern ein Hauch. Kein Statement, sondern ein Atemzug.
Vielleicht ist das der eigentliche Kern von Kunst und vielleicht auch von Leben: nicht alles machen zu wollen, sondern manches sein zu lassen.
Nun genug, der philosophischen Gedanken.
Meine Kunst gibt es hier zu sehen: