
Die Frage, wann ein Bild denn nun fertig ist, beschäftigt viele Künstler:innen.
Also wie geht man am Besten mit dieser Frage um?
Um es mal vorweg zu nehmen: Es gibt meines Erachtens keine eindeutige Antwort.
Ich entscheide so:
Was sagt mir mein Bauchgefühl? Ein Bild gilt für mich als Malerin, erst dann als fertig, wenn ich das Gefühl habe, meine künstlerische Vision vollständig umgesetzt zu haben. Dieser subjektive Blickwinkel kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, wie beispielsweise der technischen Umsetzung, der Farbgebung, der Komposition oder der emotionalen Wirkung des Bildes. Am Ende geht es mir um die Frage: Gefällt es mir richtig gut oder nur so lala – na ja…. Und gefällt es mir am nächsten Tag immer noch?
Stimmt die ästhetische Balance? Fehlt die Harmonie zwischen den verschiedenen Elementen des Bildes, wie Formen, Farben, Licht und Schatten, dann ist es halt noch nicht soweit. Für den richtigen Zeitpunkt gibt`s daher leider keine genauen Angaben. Das ist von Bild zu Bild immer verschieden und ergibt sich, trotz grober Skizzen bei mir immer erst während des Malprozesses. Manchmal dauert dieses, ich nenne es mal, Suchen & Finden im Bild enorm lange. Genau die Balance zu finden, bis ich das Gefühl habe, dass das Bild in sich stimmig ist kann auch manches Mal sehr nervig sein. Das muss ich dann einfach mal aushalten oder es für diesen Tag sein lassen. Der Alte Spruch: „Gut Ding will Weile“ – oder so ähnlich trifft es am Besten.
Oft entsteht beim arbeiten ein Flow und das Bild „malt sich von ganz allein“. Das sind dann besondere Momente – love it !
Frag doch mal den Betrachter! Zugegeben eine etwas waghalsige Lösung. Bei Auftragsarbeiten aber durchaus sinnvoll. Schließlich muss der Kunde mit dem Bild später an der Wand leben. Wenn aber das Bild seine beabsichtigte Botschaft oder Emotion erfolgreich übermittelt, dann zaubert es ein Lächeln auf die Gesichter. Mega!
Gerne darf auch mal ein Künstlerkollege/in kritisch drüber gucken und Fragen stellen, was denn eigentlich die Absicht dieses Bild ist.
Weitermachen! Es hilft, ein unfertiges Bild, mit dem es so gar nicht vorwärts geht, als Teil eines kreativen Prozesses zu sehen. Bei mir sind einige Bilder Momentaufnahmen in einem kontinuierlichen Lernprozess. Sie lassen Raum für Experimente und Änderungen, z.B. um mein Handwerk zu verbessern und neue Techniken zu erforschen. Irgendwie laufen diese Arbeiten erstmal so mit. Manches Bild bleibt für eine lange Zeit halbfertig. Ich hole es mir dann irgendwann wieder aus dem Lager und kann mit Abstand neu entscheiden, wie es weiter geht. Vielleicht musste ich erst einige andere Bilder in der Zwischenzeit malen. Und vor allem, die vorherige Vision loslassen um wieder richtig frei im Bild arbeiten zu können.
Und oft erlebe ich, dass genau diese „Problembilder“ sich zu tollen „Knallern“ entwickeln.
Mein Fazit:
Die Antwort ist abhängig von individuellen Vorlieben, künstlerischen Zielen und dem subjektiven Empfinden eines jeden Künstlers. Ein Bild kann fertig sein, wenn ich als Malerin meine Vision umgesetzt habe und das Bild ästhetisch ausbalanciert ist und erfolgreich mit dem Betrachter kommuniziert.
Letztendlich liegt es in der Verantwortung des Künstlers, zu entscheiden, wann ein Bild für ihn persönlich als fertig betrachtet werden kann.
Also mein Tipp für die Künstler:innen:
1. sei dein schärfster Kritiker
2. stehe dann selbstbewusst zu deiner Entscheidung.
Meine Kunst anschauen? Gerne!
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